Hoher Stundensatz ohne abgeschlossenes Bachlor Studium – gerechtfertigt?

Über Zahlen spricht man nicht – zumindest gehört das in Deutschland zum guten Ton. Doch woran liegt das eigentlich? Ist es der Neid auf die Besserverdienenden? Oder sogar die Angst, dass sich andere schlechter fühlen können?

Als diese Diskussion in der Familie aufgekommen ist, habe ich zu spüren bekommen, wieso in diesem Fall gilt: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Am liebsten hätte ich die Zeit zurückgespult, denn aus der Sicht eines Angestellten mag der Stundensatz überdimensional sein. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, was denn alles in einen Stundensatz von einem Freelancer einkalkuliert werden muss, damit sich ein rentables Arbeiten ergibt.

Wenn ich während meines Studiums als Freelancer arbeite, kann ich meinem Kundenkreis nach dem abgeschlossenen Studium schlecht sagen, dass die gleiche Leistung das doppelte – oder sogar ein vielfaches kostet. – Kommolitone

Selbständigkeit – die sieben Säulen

1. der eigene Arbeitsplatz

Durch ein eigenes Büro entstehen Fixkosten, die durch einen entsprechenden Stundensatz gedeckt werden müssen. Wer im Homeoffice arbeitet, sollte auch Kosten für Neuanschaffungen kalkulieren. Schreibtisch, Drehstuhl. Bürolampe usw. – das sind zwar in den meisten Fällen einmalige Ausgaben, allerdings nicht für die Ewigkeit. Nach dem Motto: Auch Kleinvieh macht Mist, „verstecken“ sich im Büro viele kleine Kosten, die sich am Ende des Monats häufen. Eine neue Druckerpatrone, Kopierpapier und neue Aktenordner, sowie Textmarker, Tacker, Kleber und Briefumschläge. Weitere 50 Euro monatlich, die an Kosten entstehen, im kleinen Homeoffice.

2. Fahrtkosten

Meine Fahrtkosten als Webworker beschränken sich auf kleine Ruten, die sich bisher hervorragend durch mein Studenticket abdecken lassen haben. Was ich allerdings nicht beachtet habe, sind An-und Abreise bei Fortbildungen oder zum Netzwerken. Auf das Jahr gerechnet kommt hier auch einiges zusammen.

3. der richtige Handytarif

Die Bahn fällt aus. 45 Minuten Wartezeit. Ein Leerlauf entsteht. Diese Momente nutze ich um einen netten Plausch mit einem Kunden zu halten, was die Bindung stärkt – oder für schnelle Erledigungen. Dafür ist es wichtig, dass man einen passenden Handytarif hat. Damit man nicht auf jede Minute guckt, die telefoniert wird. Ergo, weitere monatliche Ausgaben, die getilgt werden müssen.

4. Werbung

„Wer nicht wirbt der stirbt“ – Henry Ford

Henry Ford hat diese Weisheit auf Ewigkeiten für uns in seinem Zitat festgehalten. Jeder kennt es, der unternehmerisch tätig ist. Doch ist ein Teil des Werbebudgets auch ein Teil der Stundensatzkalkulation? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ich Werbemaßnahmen selber umsetze, sodass ich in dem Fall wenig Ausgaben habe. Dafür investiere ich allerdings meine Freizeit, sodass ich das mit berücksichtigen muss, da in beiden Fällen Zeit oder Geld investiert wird.

5. Sicherheiten

Obwohl ich mir als positiver Mensch schlechte Zeiten nur schlecht ausmalen kann, lassen sich diese schlecht außschließen. Ich will dazu nicht viele Worte verlieren: Krankheit, eine schlechte Marktsituation, Preisdumping – das sind Faktoren, die einem das Leben schwer machen. Deswegen sind Sicherheiten für schlechte Zeiten ein Bestandteil vom Stundensatz. Zusätzlich sollten auch Urlaubstage drin sein, die aus eigener Tasche finanziert werden müssen.

6. LEBEN

Arbeiten um zu leben oder leben um zu arbeiten? – Unbekannt.

Spätestens wenn die ersten Umsätze stimmen – und nach Abzug der Fixkosten kaum was zum Leben bleibt, dann ist wirklich letzte Eisenbahn, das eigene Geschäftskonzept nochmal auseinander zu nehmen und Schritt für Schritt zu überprüfen. Zum Leben gehört einmal die Basis, welche aus der Ernährung, Kleidungs und einem Dach über dem Kopf besteht. Dazu gehört für mich auch die Freizeitaktivitäten, oder Mitgliedschaften, wie zum Beispiel der Mitgliedsbeitrag im Fitnessstudio.

7. Unternehmensgewinn

Empfohlen werden Rücklagen, die einen Zeitraum von 3-6 schlechten Monaten überbrücken können. Um überhaupt Rücklagen bilden zu können, sollte am Ende des Jahres ein Überschuss auf dem Konto verbleiben. Davon sollten dann auch gleichzeitig die Steuern abgezogen werden, die anfallen.

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Mein Resumé:

Ich kann an der Stelle nur Danke sagen, für die kritischen Kommentare, die ich geerntet habe (aus der Sicht eines Angestellten). Das hat mich motiviert, mich in das Thema gründlich einzulesen, Recherche zu betreiben und an eigenen Schwächen zu arbeiten. Als Vorlage für den Artikel, habe ich den Freelancer Stundensatzrechner verwendet, der meiner Meinung nach ein sehr geniales Tools ist, um praktisch an die Sache heranzugehen.

Meine drei größten Learnings:

  • Unternehmensgewinn einkalkulieren, um Rücklagen zu bilden und Investitionen möglich zu machen
  • Kleinvieh auflisten! Ich war geschockt, als ich meine Ausgaben, die ich monatlich verwende aufgelistet habe.
  • Urlaubstage, Krankheitstage und Ausfälle gehören in eine solide Kostenstruktur

Was ich konkret unternommen habe, um mir über meine derzeitige Situation bewusst zu werden?

Durch den vielen Input, den ich sowohl durch Recherche als auch durch Freunde, die bereits mehr Erfahrungen in der Selbständigkeit gesammelt haben, habe ich für mich heute folgende Modelle festgelegt:

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  • aktueller Stundensatz für Kunden
  • mein zukünftiger Stundensatz, wenn ich meinen Arbeitsraum immer mehr in ein Büro auslagere
  • mein Worst-Case Stundensatz für die Besten Freunde oder Familie, womit ich dennoch meine Kosten gedeckt habe
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Welche Erfahrungen habt ihr gesammelt, wenn es um das Thema Stundensatz in der Selbständigkeit geht? Teilt eure Erfahrungen!

About The Author

Mario Reinwarth

Oldskool BWL-Wissen mit den Online-Marketing-Ninjastrategien von morgen verknüpfen. Mario Reinwarth liebt Online-Marketing und ist als Newcomer aufgefallen, durch Produktlaunches, die nach wie vor für Gesprächsstoff sorgen.

2 Comments

  • Sebastian

    Reply Reply 10. Februar 2013

    Hallo Mario,

    interessanter Artikel!

    Du vergisst noch die Einkommenssteuer, die Gewerbesteuer und u.U. die Umsatzsteuer.

    Beim Anfang einer Selbständigkeit sind auch die Vorauszahlungen ans Finanzamt zu beachten, die die Liquidität am Anfang schmälern!

    Und was ist mit „Nachbesserungen beim Kunden“? Und was ist mit Versicherungen? Sei es Rechtsschutz, Haftpflicht, Krankenversicherung?

    Und was ist mit einer Arbeitslosenversicherung?

    Alles Dinge, die sicherlich auf die eine oder andere Weise auch noch im Studensatz verrechnet werden sollten.

    Sebastian

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